Liebe Leserinnen und Leser,

gehen Sie mit einem negativem Gefühl in einen Streit oder vermeiden Sie diesen sogar? Das muss nicht sein… Holen Sie sich eine Anleitung in diesem Newsletter:

 Richtig streiten – wie geht das

oder:

Was macht eine gelungene Partnerschaft aus?

Ich möchte Sie einladen, folgende Übung mit Ihrer/Ihrem Partner/in zu machen: Nehmen Sie eine Postkarte oder ein Foto mit einem Motiv. Beschreiben Sie Ihrer/Ihrem Partner/in, was Sie sehen, ohne das Foto selbst zu zeigen. Sie werden erstaunt sein, wenn Sie ihr/ihm die Postkarte / das Foto anschließend zeigen, welche Bilder sich Ihr/e Partner/in gemacht hat. Hat sie/er sich das Bild genauso vorgestellt, wie es aussieht? Lassen Sie Ihre/Ihren Partner/in erzählen, was sie/er sich vorgestellt hat. Sie werden jedenfalls überrascht sein….

Diese kleine Übung soll Ihnen zeigen, wie schwierig die menschliche Kommunikation ist. Ist es vor diesem Hintergrund noch erstaunlich, warum es Konflikte gibt?

Das Schwierige bei einer Diskussion, einem Streit, ist, dass wir dazu neigen, nur jene Dinge herauszuhören, die wir hören wollen. Seien Sie ehrlich – kommt Ihnen das bekannt vor?

Ellen Sillars (Universität von Montana) fand heraus, dass Frauen ihrem Gesprächspartner gegenüber mehr interpretieren als Männer dies tun. Frauen geht es vor allem um die Beziehung, wohingegen Männer eher bei der Sache bleiben. Ist damit eine Eskalation der Auseinandersetzung vorprogrammiert?

Der Psychologe und Beziehungsforscher John Gottman vertritt folgende Ansicht: „In a sea of conflict, men sink, women swim.“ – „In einem Meer von Konflikten gehen Männer unter, Frauen schwimmen.“ Er hat herausgefunden, dass Frauen deutlich häufiger als Männer Auseinandersetzungen beginnen und ihren Partner auffordern, sich darauf einzulassen. Männer hingegen reagieren darauf eher defensiv und wollen dem Konflikt ausweichen.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Harmonie allein Paare glücklich macht. Hierzu gibt es unterschiedliche Ansätze. Einer davon ist es, dass wir stets eine Herausforderung brauchen. Das Scheitern einer Beziehung wird eher darauf geschoben, dass der Partner nicht genügend Widerstand entgegensetzt. Im Kampf um Ideen, Streit um die Durchsetzung eigener Bedürfnisse, kann die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung in einer Partnerschaft gesehen werden. Einige Forscher vertreten die Ansicht, man heiratet angeblich immer sein Problem. Der Partner spiegelt einem oft das, was man an sich selbst vermisst, was man aber nicht wahrhaben will.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Streiten auch eine Auseinandersetzung mit dem Gegenüber ist, aber auch mit sich selbst und alles Negative auch viel Positives bringen kann, wenn beide Seiten dies wollen und erkennen. Kennen Sie die Gebote des „richtigen Streitens“?:

  1. Senden Sie stets „Ich-Botschaften“. Das heißt, dass Sie möglichst jeden Satz mit „Ich“ beginnen, wenn Sie etwas so empfinden. Die Ansprache Ihres Gegenübers mit beispielsweise „du machst …“ führt dazu, dass sich Ihr Gesprächspartner angegriffen fühlt. In diesem Fall empfiehlt es sich daher, Ihre Wahrnehmung wiederzugeben, in dem Sie sagen „ich habe den Eindruck, dass …“.
  2. Meiden Sie Verallgemeinerungen wie beispielsweise „immer“ oder „nie“. Führen Sie nach Möglichkeit immer eine konkrete Situation an, über die Sie sprechen oder die Sie kritisieren.
  3. Nennen Sie kein „typisches“ Verhalten Ihres Kommunikationspartners, sondern ein konkretes.
  4. Führen Sie keine Themen an, die in der Vergangenheit liegen und die sie schon einmal besprochen haben. Bleiben Sie beim aktuellen Thema.
  5. Seien Sie authentisch Ihrem Gesprächspartner gegenüber und fragen Sie ihn/sie, wie er/sie diese Situation tatsächlich empfindet.

Wenn Ihnen Ihre/Ihr Gesprächspartner/in Entgegnungen macht wäre Folgendes ratsam:

  1. Hören Sie aufmerksam zu; zeigen Sie Ihrem Gesprächspartner dies beispielsweise in dem Sie ihn ansehen und/oder zu gewissen Punkten nicken.
  2. Fassen Sie mit Ihren eigenen Worten zusammen, was Sie gehört haben. Damit lassen sich ganz viele Missverständnisse aufklären.
  3. Stellen Sie Ihrem Gesprächspartner Fragen, nach seinen Wünschen oder Gefühlen.
  4. Verwenden Sie nicht nur Kritik, sondern loben Sie Ihren Gesprächspartner auch.
  5. Beschreiben Sie eigene Gefühle, die Ihr Gesprächspartner mit seinen Worten ausgelöst hat.

Streit und Harmonie – vielleicht ist das Eine ohne das Andere gar nicht zu haben? Anders gefragt: Ist ein gutes Konzert ohne Dissonanzen möglich? Übrigens, die Herkunft des Wortes „Konzert“ kommt aus dem Lateinischen „concertare“ und bedeutet „streiten, kämpfen“.

Natürlich kann nicht jeder Streit anhand von „Spielregeln“ gelöst werden. Tieferliegende Unstimmigkeiten können auch auf zahlreiche andere Ursachen zurückzuführen sein und bedürfen gegebenenfalls externe Hilfe und einer eingehenden Beratung.

Diesen Newsletter möchte ich abschließen mit einem Zitat von Maybritt Illner „Viel Spaß beim Vermehren der gewonnen Erkenntnisse“.

Herzliche Grüße,

Natascha Freund

Quelle: GeoWissen Nr. 34/2004

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