Schlagwort: Leben (Seite 3 von 7)

Zeit ist alles was ich habe…

Zeit…undefinierbar…reizvoll? Etwas, das wir nicht haben, sondern uns nehmen? Ein kostenloses Geschenk? Nein, das würde ich nicht sagen, denn es ist persönliche Lebenszeit. Und mit diesem Zugang ist es wohl das Wertvollste, das wir einem Menschen schenken können und ebenso das Wertvollste, das wir bekommen können. Lesen Sie nachfolgende Geschichte und Sie verstehen, was ich meine…ach ja, und es ist eine lange Geschichte, doch schenken Sie sich dabei selbst Lebenszeit…

Geschichte eines New Yorker Taxifahrers

Ich wurde zu einer Adresse hinbestellt und wie gewöhnlich hupte ich als ich ankam. Doch kein Fahrgast erschien. Ich hupte erneut. Nichts. Noch einmal. Nichts. Meine Schicht war fast zu Ende, dies sollte meine letzte Fahrt sein. Es wäre leicht gewesen einfach wieder wegzufahren. Ich entschied mich jedoch dagegen, parkte den Wagen und ging zur Haustür. Kaum hatte ich geklopft, hörte ich eine alte gebrechliche Stimme sagen „Bitte, einen Augenblick noch!“ Durch die Tür hörte ich, dass offensichtlich etwas über den Hausboden geschleift wurde.

Es verging eine Weile bis sich endlich die Tür öffnete. Vor mir stand eine kleine alte Dame, bestimmt 90 Jahre alt. Sie trug ein mit Blümchen bedrucktes Kleid und einen dieser Pillbox Hütte mit Schleier, die man früher immer getragen hat. Ihre gesamte Erscheinung sah so aus, als wäre sie aus einem Film der 1940 Jahre entsprungen. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Nylon Koffer. Da die Tür offen war, konnte ich nun auch ein paar Blicke in die Wohnung werfen. Die Wohnung sah aus als hätte hier über Jahre niemand mehr gelebt. Alle Möbel waren mit Tüchern abgedeckt. Die Wände waren völlig leer – keine Uhren hingen dort. Die Wohnung war fast komplett leer – kein Zimmerschmuck, kein Geschirr auf der Spüle, nur hinten der Ecke sah ich etwas. Einen Karton, der wohl mit Fotos und irgendwelchen Glas-Skulpturen bepackt war.

„Bitte, junger Mann, tragen sie mir meinen Koffer zum Wagen?“ sagte sie. Ich nahm den Koffer und packte ihn in den Kofferraum. Ich ging zurück zur alten Dame um ihr beim Gang zum Auto ein wenig zu helfen. Sie nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam in Richtung Bürgersteig, zum Auto.

Sie bedankte sich für meine Hilfsbereitschaft.

„Es sei nicht Rede wert“ antwortete ich ihr, „Ich behandle meine Fahrgäste schlicht genauso, wie ich auch meine Mutter behandeln würde!“

„Oh, sie sind wirklich ein vorbildlicher junger Mann.“ erwiderte sie.

Als die Dame in meinem Taxi platzt genommen hatte gab sie mir die Zieladresse, gefolgt von der Frage, ob wir denn nicht durch die Innenstadt fahren könnten.

„Nun, das ist aber nicht der kürzeste Weg, eigentlich sogar ein erheblicher Umweg.“, gab ich zu bedenken.

„Oh, ich habe nichts dagegen „, sagte sie. „Ich bin nicht in Eile. Ich bin auf dem Weg in ein Hospiz.“

„Ein Hospiz?“ schoss es mir durch den Kopf. Scheiße, Mann! Dort werden doch sterbenskranke Menschen versorgt und beim Sterben begleitet. Ich schaute in den Rückspiegel, schaute mir die Dame noch einmal an.

„Ich hinterlasse keine Familie“ fuhr sie mit sanfter Stimme fort. „Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr sehr lange.“

Ich schaltete das Taxameter aus. „Welchen Weg soll ich nehmen?“ fragte ich.

Für die nächsten zwei Stunden fuhren wir einfach durch die Stadt. Sie zeigte mir das Hotel, indem sie einst an der Rezeption gearbeitet hatte. Wir fuhren zu den unterschiedlichsten Orten. Sie zeigte das Haus indem sie und ihr verstorbener Mann gelebt hatten als sie noch „ein junges, wildes Paar“ waren. Sie zeigte mir ein modernes neues Möbelhaus, das früher „ein angesagter Schuppen“ zum Tanzen war. Als junges Mädchen habe sie dort oft das Tanzbein geschwungen.

An manchen Gebäuden und Straßen bat sie mich besonders langsam zu fahren. Sie sagte dann nichts. Sie schaute dann einfach nur aus dem Fenster und schien mit ihren Gedanken noch einmal auf eine Reise zu gehen. Hinter dem Horizont kamen die ersten Sonnenstrahlen. Waren wir tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt gefahren?

„Ich bin müde“ sagte die alte Dame plötzlich. „Jetzt können wir zu meinem Ziel fahren“

Schweigend fuhren wir zur Adresse, die sie mir am Abend gegeben hatte. Das Hospiz hatte ich mir viel größer vorgestellt. Mit seiner Mini-Einfahrt wirkte es eher wie ein kleines freundliches Ferienhaus. Jedoch stürmte kein kaufwütiger Makler aus dem Gebäude, sondern zwei eilende Sanitäter die, kaum hatte ich den Wagen angehalten, die Fahrgasttüre öffneten. Sie schienen sehr besorgt. Sie mussten schon sehr lange auf die Dame gewartet haben.

Und während die alte Dame im Rollstuhl Platz nahm, trug ich ihren Koffer zum Eingang des Hospizes.

„Wie viel bekommen sie von mir für die Fahrt?“ fragte sie, während sie in ihrer Handtasche kramte.

„Nichts“, sagte ich,

„Sie müssen doch ihren Lebensunterhalt verdienen«, antwortete sie.

„Es gibt noch andere Passagiere“ erwiderte ich mit einem Lächeln.

Und ohne lange drüber nachzudenken, umarmte ich sie. Sie hielt mich ganz fest an sich.

„Sie haben einer alten Frau auf ihren letzten Meter noch ein klein wenig Freude und Glück geschenkt. Danke!“, sagte sie mit glasigen Augen zu mir.

Ich drückte ihre Hand, und ging dem trüben Sonnenaufgang entgegen … Hinter mir schloss sich die Tür des Hospizes. Es klang für mich wie der Abschluss eines Lebens.

Meine nächste Schicht hätte jetzt beginnen sollen, doch ich nahm keine neuen Fahrgäste an. Ich fuhr einfach ziellos durch die Straßen – völlig versunken in meinen Gedanken. Ich wollte weder reden, noch jemanden sehen. Was wäre gewesen, wenn die Frau an einen unfreundlichen und mies gelaunten Fahrer geraten wäre, der nur schnell seine Schicht hätte beenden wollen. Was wäre, wenn ich die Fahrt nicht angenommen hätte. Was wäre, wenn ich nach dem ersten Hupen einfach weggefahren wäre?

Wenn ich an diese Fahrt zurückdenke, glaube ich, dass ich noch niemals etwas Wichtigeres im Leben getan habe.

In unserem hektischen Leben, legen wir besonders viel Wert auf die großen, bombastischen Momente. Größer. Schneller. Weiter.

Dabei sind es doch die kleinen Momente, die kleinen Gesten die im Leben wirklich etwas zählen.

Für diese kleinen und schönen Momente sollten wir uns wieder Zeit nehmen. Wir sollten wieder Geduld haben – und nicht sofort hupen – dann sehen wir sie auch.

Quelle: https://www.steffenkirchner.de/blog/zeit-als-geschenk-eine-bewegende-geschichte/

Sorge dich nicht, lebe…länger

Erinnern Sie die ersten 4 Worte an etwas? Ja, manche haben das Buch von Dale Carnegie gelesen, das so heisst. Und ich habe das Wort „länger“ ergänzt. Warum?

Viele Medien haben darüber berichtet, dass Optimisten laut einer Studie länger leben. Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften „PNAS“. Ausgewertet wurde die Krankengeschichte von älteren Personen und Kriegsveteranen. Gleichzeitig wurden diese per Fragebogen zu ihrer Lebenseinstellung befragt.

Die Studienteilnehmer hatten in Fragebögen angegeben, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch sind. Die Forscher definierten Optimisten als Menschen, die daran glauben, dass gute Dinge passieren werden oder dass die Zukunft erstrebenswert ist, weil sie bestimmte Ziele erreichen können.

Die Forschergruppe fand heraus, dass Frauen in der besonders optimistischen Gruppe im Durchschnitt um 15 Prozent länger lebten, als jene in der pessimistischsten Gruppe. Bei optimistischen Männern betrug der Unterschied in der Lebenszeit elf Prozent.

Und es kommt noch besser, denn wir wünschen uns ja alle ein langes und gesundes (!) Leben. Die Chance, 85 oder älter zu werden, war bei der Gruppe der stärksten Optimistinnen um 50 Prozent größer als bei den stärksten Pessimistinnen. Bei den Männern betrug der Unterschied in der Studie 70 Prozent.

Ein bisschen Wasser muss ich aber auch in den Wein kippen: Die Studie kann nur zeigen, dass ein optimistisches Wesen häufig mit einer längeren Lebenserwartung einhergeht. Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Gesünderen schon von Natur aus optimistischer sind. Und natürlich können schwere Erkrankungen nicht allein mit positiven Gedanken geheilt werden.

Man sieht dennoch: ein bisschen positive Psychologie kann helfen – und darum, wer sich weniger sorgt, lebt – im Durchschnitt – länger.

Quellen: Spiegel Online, abgerufen am 27.8.2019, Wiener Zeitung, 27.8.2019

„Not to do“-Liste

Machen Sie das auch manchmal? Diese Listen schreiben, was zu erledigen ist, bei der Arbeit oder privat? Und dann auch noch wie man es am besten kombiniert, vom Ablauf her? Optimiert durch den Alltag? Manchmal muss das auch so sein, dass man seine To Do’s abarbeitet. Aber muss es immer so sein?

Ein Interview mit Martin Liebmann, Autor des Buches „Faul zu sein ist harte Arbeit“ im Spiegel (Nr. 37 vom 7.9.2019) zeigte, dass sich unser Leben stetig beschleunigt hat und dass es nahezu fast erforderlich ist, einen Gegenpunkt zu setzen, denn auf Dauer können wir weniger Schlaf und mehr Arbeit nicht bewältigen. Liebmann spricht von Komprimierung, die uns unter Druck setzt. Er selbst führt eine „Not To Do“ Liste, eine Übersicht über Dinge, die ihm die Zeit rauben.

Stellen Sie sich vor, Sie würden auch eine solche Liste führen? Was stünde darauf?

Vielleicht die Beschäftigung mit dem Handy? Soziale Medien, Fernsehen oder Internet? Pflichtbesuche? Unordnung wieder in Ordnung umzuwandeln?

Wenn Sie keine solche Liste führen, kann ich Sie auch beruhigen. Sie sind zu beschäftigt, um diese Liste zu führen. In den „eigenen Abgrund“ zu schauen, kostet auch Zeit. Vielleicht schreiben Sie dann mal auf Ihre „To Do“-Liste, dass Sie eine „Not To Do“-Liste führen?! Oder schauen Sie einmal beim „Verein zur Verzögerung der Zeit“ vorbei. Klingt merkwürdig, ist aber interessant, s. https://www.zeitverein.com.

Wie so oft im Leben kommt man drauf – schnelles und eiliges Vielhandeln ist viel anstrengender und weniger produktiv als gründliches Durchdenken und Analysieren.

Und jetzt eine Übung für Sie: schicken Sie mir Ihre Lieblingseinträge auf Ihrer Liste der Zeiträuber, die Sie nicht mehr machen wollen. Ich erstelle daraus eine „Hitparade“ und berichte über die besten „Not To Dos“ der LeserInnen meines Newsletters.

Zum Abschluss noch ein Zitat, welches mir ein lieber Freund vor vielen Jahren, als ich noch keine „Not To Do“-Liste geführt habe, geschickt hat:

Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.

Heute schon Ihr Glück trainiert?

Es dürfte ein für die meisten Menschen einsichtige Erkenntnis sein, dass körperliche Fitness zur Gesundheit, deren Erhaltung oder Wiederherstellung, beiträgt. Wenn man Sie fragen würde, ob „Glück“ auch zur Gesundheit  beiträgt, was wäre Ihre Antwort? Macht Glück gesund (tatsächlich oder potenziell)? Was ist überhaupt Glück? Und kann man das üben und trainieren?

Die Forschung zu diesem Thema schreitet voran und es gibt – meistens vertreten von Psychologen, Soziologen und Medizinern – Lehrstühle dazu an verschiedenen Universitäten. Der heutige Stand der Wissenschaft fokussiert darauf, dass Glück im Wesentlichen aus 4 Komponenten – den 4Gs – besteht:

Geld – Gene – Gesundheit – Gemeinschaft

  • Geld brauchen wir, um eine gewisse Sicherheit in unserem Leben zu erhalten.
  • Gene stehen für das Angeborene, d.h. die optimistische oder pessimistische Ausprägung, mit der jeder Mensch auf die Welt kommt.
  • Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass man (un)eingeschränkt am Leben teilhaben kann.
  • Gemeinschaft ist die soziale Verbindung zu anderen Menschen.

Nicht alle Bezüge zwischen den Gs und dem Glück sind eindeutig. Beim Geld zum Beispiel ist es nur bis zu einer bestimmten Grenze „glückssteigernd“, bei einem höheren Betrag steigt das Glück nicht mehr so stark an, wenn das Geld mehr wird. Und auch die Gesundheit hat keinen so eindeutigen Zusammenhang. Mit zunehmenden Alter werden Menschen in der Regel glücklicher, auch wenn die Gesundheit ein bisschen nachlässt.

Wodurch wird nun Glück bestimmt, was sind die Determinanten des Glücks? Auch hier hat die Forschung eine Antwort: Zu den 5 Bestimmungsgrößen gehört als Erstes die Arbeit, d.h. eine Beschäftigung, bei der der Mensch etwas leistet und schaffen kann, als Zweites, die Fähigkeit, Loszulassen im Sinne eines Akzeptierens auch ungünstiger Umstände, die man aber nicht beeinflussen kann. Ein dritter Faktor ist die Liebe, der das Glück ebenso beeinflusst wie Glaube im Sinne einer Spiritualität und schließlich auch das „Geben können“; d.h. die Fähigkeit zu Altruismus – positives Handeln, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Damit endet die Glücksforschung noch nicht, denn es gibt (drei) verschiedene Formen des Glücks. Das kurzfristige Glück („Pleasure“) stellt sich ein, wenn ein Mensch sich über einen erreichten Erfolg freut, vorwärts strebt, bejahend ins Leben hinausgeht. Eine andere Form des Glücks ist die sogenannte Erleichterung („Relief“) im Sinne z.B. eines nicht eingetretenen negativen Ereignisses („nochmal Glück gehabt“), wenn einem die Steine vom Herzen fallen. Die dritte und vielleicht ultimative Form des Glücks liegt im „Sein“, einem Zustand, in dem man nichts will außer, dass dieser Moment passt und zufrieden macht. Einige Forscher bezeichnen das auch als Glückseligkeit.

Das alles klingt wie vorgegeben und unbeeinflussbar, aber das ist mitnichten der Fall. Glück ist tatsächlich beeinflussbar, „machbar“ und auch trainierbar, wenn man sich offen für andere Menschen und offen für den Wandel zeigt. Einige Übungen, um die o.g. Determinanten zu beeinflussen und dem Zustand des Glücks näher zu kommen, können z.B. sein

  • Ein Glückstagebuch zu führen (z.B. indem man jeden Tag 3 positive Ereignisse aufschreibt)
  • Vergebung üben, indem man bei einem negativen Ereignis am Abend des Tages prüft und übt, ob man dem Verursacher „vergeben“ kann
  • Achtsamkeit zu üben mit sich selbst und anderen
  • Dankbarkeit zeigen, z.B. indem man Menschen auch außerhalb der Familie Briefe schreibt und dies zum Ausdruck bringt

Es gibt noch viel mehr Übungen dazu, aber vielleicht mögen Sie die eine oder andere davon ausprobieren und vielleicht macht Sie das ein Stückchen zufriedener oder glücklicher?

Auch wenn Ihnen dies schwerfällt, halten Sie sich an Hermann Hesse

Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.

 

Quelle: Vorträge T. Esch u.a., Konferenz Positive Psychologie 2/3.7.2016, Hamburg

Sind Sie der Koch oder der Kellner?

Vielleicht haben Sie im beruflichen Kontext schon einmal die Begriffe Koch und Kellner gehört. Das muss nicht unbedingt sein, weil sie in der Gastronomie arbeiten, sondern diese Begrifflichkeiten können in jeder Branche vorkommen. Es beschreibt im Allgemeinen ein hierarchisches Verhältnis von Über- und Unterordnung, bei dem eine Person bestimmt (Koch) und eine dient (Kellner).

In der psychosozialen Beratung findet dieser Begriff seine Verwendung, wenn es um die Themen Selbstliebe und Selbstakzeptanz geht. Diese Themen beginnen in der Kindheit, aber selbst als Erwachsener hat man damit zu tun. Verhält man sich konform zu den ausgesprochen oder unausgesprochenen Wünschen der Umwelt oder macht man, was man will? Isst man z.B. als Kind den Teller leer, obwohl es nicht schmeckt oder wählt man die Ausbildung, die man zwar selbst nicht wollten, aber die die Eltern gut fanden? Wie stark kann man in seine Lebensgestaltung den eigenen Willen, den eigene Charakter einbringen? Wie kann man lernen, das zu tun, was man wirklich will und der Mensch zu sein, der man wirklich sein will?

Der Grad, zu dem ein solches Leben gelingt, hängt auch von der eigenen Wahrnehmung und der Sensibilität ab. Wie es Karriere Coach Martin Wehrle in Spiegel-Online ausdrückt: „Und fürs Leben blieb womöglich hängen: Wenn ich tue, was ich will, handle ich schlecht – ich muss mich nach dem Willen der anderen richten. Diese Haltung macht viele zu Kellnern im Lokal des Lebens: Sie erfüllen anderen jeden Wunsch, wie einst den Eltern. Sie versuchen, die Gedanken ihrer Mitmenschen zu erraten. Dann servieren sie, was die anderen mutmaßlich beglückt. Aber wo bleiben ihre eigenen Bedürfnisse?“ (https://www.spiegel.de/karriere/coaching-fuer-feinfuehlige-menschen-raus-aus-der-kellner-falle-a-1143031.html)

Leben nach dem Kellner-Prinzip bedeutet potentiell das Unterdrücken eigener Wünsche, die Reduktion der eigenen Identität und natürlich viele Missverständnisse mit anderen Menschen, die überzeugtes Handeln mit „Unterwürfigkeit“ verwechseln. Es besteht die Gefahr, dass andere ein Bild von einem zeichnen, das ihren Wünschen entspricht – aber völlig gegen die eigene Natur läuft. Wehrle zitiert dabei auch den Dramatiker George Bernard Shaw: „Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast.“

Wenn Sie Ihr Leben nach dem Kellner-Prinzip führen, spielen Sie Ihren Mitmenschen Übereinkunft vor, obwohl diese nicht existiert: Ein Beispiel aus meiner Beraterpraxis: Ein Ehepaar beschließt, getrennte Wege zu gehen. Gegen Ende sagt der Ehemann: „Gut, dass es so ist, dann muss ich wenigstens nicht jeden Freitag auf dem Sofa sitzen und den Krimi mit dir schauen, den habe ich noch nie gemocht.“ Daraufhin sie: „Ich auch nicht, ich habe ihn immer nur geschaut, weil ich dachte, dass du ihn magst.“ Hier treffen sogar 2 Kellner aufeinander und spielen sich etwas vor.

Was lernen wir daraus: Selbstakzeptanz lernen! Um zu wissen, ob Sie Koch oder Kellner sind und zu erfahren, was Sie sein wollen, beschäftigen Sie sich mit sich selbst. Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Qualitäten: Ihre Stärken, Ihre Talente, Ihre guten Taten und alles, was Sie aus sich und Ihrem Leben gemacht haben. Was finden Sie gut an sich? Was gelingt in Ihrem Leben? Loben Sie sich selbst für Ihre Leistungen.

Um ein glückliches Leben zu führen, dürfen sie selbst glücklich sein. Ressourcen und Kraft für andere Menschen entstehen erst durch die eigene Bedürfnisbefriedigung. Kochen Sie erst ein Menü für sich selbst, um dann stark genug zu sein, andere als Kellner zu bedienen.

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