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Widerstands – Kraft: Widerstandsfähig sein, bleiben und werden

„Es ist mir zu viel. Ich kann nicht mehr.“ …denken Sie das manchmal? Wenn ja, es ist gar nicht so überraschend. Nicht nur die Umstände, die uns alle seit Frühjahr 2020 ein anderes Leben abfordern als wir es gewohnt sind, auch die Zeichen der Zeit im Allgemeinen lassen viele Menschen daran zweifeln, dass ein gutes, ausbalanciertes, erfreuliches Leben möglich ist. Sie erleben Anspannung, Stress, Bedrohung, privat und im Beruf, aber auch individuell und kollektiv. Unsere ganze Gesellschaft ächzt unter den vielen besorgniserregenden Nachrichten dieser Tage – von Klima über Krieg bis hin zu Gesundheit.

Vielen Menschen geht die Widerstandsfähigkeit aus; sie können sich kaum noch gegen alle diese Entwicklungen stemmen und Hoffnung erleben bzw. die Kraft zum Gegenhalten. Vielleicht haben Sie auch schon den Fachbegriff dafür gehört – Resilienz. Das ist die innere Widerstandskraft, die in schwierigen Zeiten Halt gibt. Resiliente Menschen schaffen es, einer Krise rückblickend nicht nur Negatives, sondern auch etwas Positives abzugewinnen. Das bedeutet: statt Opfer der „nicht änderbaren“ Umstände zu sein, übernehmen diese Menschen Selbstverantwortung und gehen gestärkt aus Krisensituationen hervor.

Das ist natürlich leicht gesagt, denn Resilienz ist nicht angeboren. Es ist keine „Typ-Frage“, sondern eine Haltung, die man auch erlernen kann. Dazu ist es hilfreich, die 7 Säulen der Resilienz zu kennen. Diese sind (Quelle: Der Standard, 17.1.2022)

  • die Fähigkeit zur Akzeptanz: letztendlich heißt dies nicht, die Dinge hinzunehmen wie sie schicksalhaft sind, aber zu wissen, was man ändern kann und was nicht. Eine gute Einordnung und Realitätssinn gehören dazu.
  • eine optimistisch-realistische Grundhaltung: das spricht für sich selbst. An das Gute glauben, ohne übertriebenen Optimismus, aber auch ohne grundlose Furcht „vor dem Schlimmsten“.
  • Analyse- und Lösungsorientiertheit: hier geht es darum, die Situation einschätzen zu können, Ursachen und Wirkungen zu verstehen und sich einen Plan zu machen, wie man mit der Situation umgeht oder herauskommt.
  • Bindungsfähigkeit: hier geht es darum, sich nicht allein abzugrenzen, sondern positive Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen oder zu behalten.
  • Selbstwahrnehmung: die Fähigkeit, sich selbst neutral zu betrachten, zu fragen: Wie geht es mir und was brauche ich?
  • die Bereitschaft zur Selbstreflexion: ganz wichtig ist diese Fähigkeit des Nachdenkens über das eigene Handeln und sich selbst analytisch-freundlich-kritisch zu betrachten.
  • Selbstwirksamkeit: das Bewusstsein, dass die eigenen Handlungen sich auch auf andere auswirken, positiv oder negativ.

Allein das Nachdenken über diese Punkte ist eine große Aufgabe: Wie sehe ich mich selbst und wie sehe ich mich im Verhältnis zu anderen, insbesondere wenn schwierige Situationen entstehen? Wie kann ich den Druck puffern und vielleicht sogar in positive Kraft umwandeln?

Das beschäftigt viele Menschen, nicht nur für sich selbst, sondern auch im Gedanken an unsere Gemeinschaft, als ganze Gesellschaft. Auch hier ist Resilienz gefragt. Bei allem, was wir erleben, bedeutet das vorausschauend denken und handeln, Maßnahmen umsetzen, die eine drohende Gefährdung schon im Vorfeld abfedern oder zumindest das Ausmaß der eigenen Verletzlichkeit mindern. Diese Schritte brauchen wir selbst für uns ebenso wie als Gesellschaft als Ganzes.

Resilienz kann man schrittweise aufbauen und erlernen. Gespräche sind dabei hilfreich, ebenso wie Meditationen oder auch tätige Hilfe in Krisen, der Einsatz für wohltätige Organisationen oder psychologische Betreuung. Je mehr Menschen Resilienz beherrschen und leben, desto resilienter reagiert auch die Gesellschaft als Ganzes.

Und denken Sie auch an die Selbstfürsorge – was tut Ihnen gut? Was verstärkt die negativen Gefühle und Gedanken eher – was verstärkt die positiven Gefühle und Gedanken? Fragen und Antworten an sich selbst sind gut für die Ausbildung und das Wachstum der eigenen Resilienz.

Und so gibt es für die Resilienz zahlreiche kleine und größere Übungen auf körperlicher und geistiger Ebene, die Ihnen helfen können, aus Krisen sogar Widerstandskraft zu schöpfen.

Über den Stress…

Immer wieder werden wir gewarnt und darauf hingewiesen, Stress zu reduzieren. Mit dieser Aussage wird impliziert, dass alle von uns Stress haben. Ist das eine Art Volkskrankheit?  Und wenn das so ist, welche Symptome hat Stress? Wie oder wodurch zeichnet sich Stress aus?

Ist es nicht vielmehr so, dass jeder von uns unter Stress etwas anderes versteht? Was für die/den eine/n Stress bedeutet, muss nicht auch für eine andere Person gelten. Während es für jemanden Stress bedeutet zu spät zu kommen, ist das für jemand anderen kein Thema auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden.

Wenn wir Stress empfinden, empfinden wir eine erhöhte Beanspruchung, manchmal auch einen Ansporn. Das kennen Sie vielleicht? Die Torte für die Geburtstagsfeier muss noch dekoriert werden, die Koffer für den Urlaub sind zu packen oder es ist noch ein Referat für die Schule vorzubereiten …plötzlich werden ungeahnte Kräfte wahr. Man nennt dies den sogenannten Eu-Stress, der eine euphorisierende Wirkung hat. Der Gegensatz dazu ist der Di-Stress, der einem zusetzt und als unangenehm empfunden wird. Stress macht auch widerstandsfähig. Ein stressreiches Erlebnis trainiert uns für zukünftige Krisen. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die aus ihrer Sicht schwierige Zeiten durchstanden haben, mehr Lebenszufriedenheit zeigten, als jene, die keine solche Situation durchlebt haben.

Wie man sieht, Stress hat viele verschiedene Seiten und es ist ein Faktum, dass es keine allgemeine Definition für Stress gibt. Das Empfinden von Stress ist etwas Persönliches. Ist ein Leben ohne Stress überhaupt möglich? Wohl kaum, denn Stress zu ignorieren oder gar zu verdrängen, ist irgendwie problematisch, aber welche Einstellung wir zu Stress haben, ist letztendlich entscheidend, weil dies unser Handeln und Denken beeinflusst.

Um die vorgenannten Gedanken nachzuempfinden, lade ich Sie zu einem Gedankenexperiment ein:

Streichen Sie jeden stressreichen Tag/jedes stressreiche Erlebnis aus Ihrem Leben. Was bleibt über? Nur die schönen Tage/Erlebnisse? Wohl kaum – denn Sie müssten auch jene Erfahrungen streichen, die Sie bereichert haben, auf die Sie stolz sind/waren, dies trotz der stressigen Umstände bewältigt zu haben….oder?

Angeblich macht Stress auch sozial(er). An der University of California wurde im Zuge einer Studie festgestellt, dass Frauen in Stresssituationen vermehrt für Andere sorgen. Die Verstärkung von sozialer Bindung dämpft die Furcht und macht mutiger. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin. Wird dieses Hormon bei Stress freigesetzt, motiviert es dazu zu unterstützen und auch Unterstützung zu suchen. Es wird vermutet, dass dieses Verhalten von unseren Vorfahren gewählt und trainiert wurde, weil dieses sinnvoller erschien, als zu kämpfen oder zu flüchten. Übrigens, weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass dies auch für Männer gilt.

Untersuchungen zeigen ebenso, dass wenn wir Unterstützung leisten können, dies stressfreier und weniger belastend ist, als wenn wir diese Unterstützung nicht leisten können, wollen oder dürfen. Hilfreich zu sein, hat also auch für den „gebenden“ Menschen etwas Gutes. Vor diesem Hintergrund ist wohl auch das folgende Zitat von einem unbekannten Autor zu verstehen:

„Auch der Stress hat etwas für sich: er gibt einem das Gefühl, das man gebraucht wird.“

Lassen Sie nicht andere darüber bestimmen, ob Sie einen stressigen Lebensabschnitt gerade erleben. Ob es stressig ist oder nicht, können nur Sie alleine für sich entscheiden.

Wenn Sie sich gestresst fühlen, möchte ich Ihnen ein paar Tipps geben – vielleicht passt ja der eine oder andere für Sie:

–          ändern Sie Ihren Blickwinkel: Sind Sie beispielsweise nervös? Lassen Sie die Nervosität Sie nicht lähmen, sondern nutzen Sie diese auch als Kraftquelle, die sie anspornt.

–          suchen Sie das Positive an einer Situation. Wodurch stärkt mich diese Situation? Was darf ich daraus lernen?

–          schreiben Sie 10-15 Minuten über etwas, dass Ihnen wichtig ist. Sie tanken daraus positive Energie und das gibt Ihnen wieder Kraft.

–          Stärken Sie Ihren sozialen Umgang: Studien zeigen, dass bei dem Gedanken daran, was wir für andere Menschen Gutes zu können, besser ist als wenn wir mit ihnen in Konkurrenz stehen.

All diese Tätigkeiten können helfen, individuell als stressreiche empfundene Situationen gelassener zu sehen und zu erleben. Ist Stress nicht auch die Fähigkeit mit Herausforderungen umzugehen?

Diesen Newsletter schließe ich mit einem Zitat von Peter Hohl:

„Nicht die Menge der Arbeit verursacht den alltäglichen Stress, sondern der Mensch, der dich ihretwegen kritisiert und unter Druck setzt. Zugegeben: manchmal bist du selbst dieser Mensch.“

 

Quelle: Psychologie Heute, August 2015

Reden wir darüber…

Was es mit Erfolgen und dem Teilen derselben auf sich hat, möchte ich Ihnen mit dieser Geschichte zeigen:

An einem schönen Sonntagmorgen erklärte ein Rabbi seiner Frau, er werde diesen Tag mit Golfspielen verbringen.

„Tu das nicht“, protestierte seine Frau besorgt. „Wenn jemand aus der Gemeinde erfährt, dass du den Sabbat nicht geehrt hast, wie es uns die heilige Schrift vorschreibt, verlierst du noch deine Arbeit. Und wie sollen wir dann das Haus abbezahlen?“

„Das erfährt schon keiner“, beschwichtigt der Rabbi. „Ich spiele einfach inkognito. Ich gehe auf einen anderen Platz als sonst, wo mich keiner kennt.“

„Tu das nicht, Liebling! Gott wird dich bestrafen“, warnte seine Frau erneut.

„Es ist der keine große Sünde. Gott wird mir sicher vergeben“, sagte der Rabbi und packte seine Ausrüstung zusammen.

Als er am Ende des Tages wieder nach Hause kam, bemerkte seine Frau sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Der Rabbi erschien ihr wie ein gebrochener Mann.

„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte sie ihn.

„Ich hätte auf dich hören sollen“, murmelte der Rabbi. „Du hattest recht. Ich hätte nicht spielen sollen. Gott hat mich für meine Sünde bestraft.“

„Was ist denn passiert? Hast du dich verletzt?“

„Nein, nichts dergleichen“, entgegnete er bedrückt. „Es ist beim sechsten Tee passiert: ich habe ausgeholt, meinen Driver geschwungen, und der Ball flog und flog und landete auf dem Grün und rollte immer weiter bis ins Loch.“

„Was erzählst du da?“, fragte seine Frau verwirrt. „Ich verstehe wirklich nicht viel vom Golf, aber doch so viel, dass du gerade ein Hole-in-one beschrieben hast. Das hat man nicht alle Tage! Das ist eine einmalige Sache. Solltest du dich nicht darüber freuen?“

„Vermutlich“, erwiderte der Rabbi bekümmert. „Aber ich kann es ja niemanden erzählen!“

Es ist wichtig, dass wir unsere Erfolge mit anderen Menschen teilen, dadurch lernen wir nicht nur aus unseren eigenen Erfolgen, sondern auch aus jenen unserer Mitmenschen. Geteilte Freude ist doppelte Freude.

Erfolge sind nicht nur die „großen“, sondern auch Mini- und Makro-Erfolge, wie zum Beispiel, dass ich es heute geschafft habe, pünktlich im Büro zu sein.

Machen wir uns aber auch bewusst, auf welche Art und Weise andere zu unserem Erfolg beigetragen haben. Das stärkt nicht nur die Beziehung zu diesen Menschen; es hilft auch Dankbarkeit zu empfinden.

Quelle: Ben Furman, Zum Glück ist es nicht weit

Höher, weiter, schneller, schöner, fitter

Die „Selbstoptimierung“ ist schon ein eigener kleiner Forschungszweig der Psychologie geworden. Und dabei geht es nicht nur um die Optimierung im beruflichen Umfeld, um möglichst flexibel und leistungsfähig dazustehen, sondern auch in der Freizeit.

„Die bestmögliche Entspannung gehört zum Programm wie der nächste Karriereschritt“ wird Georg Juckel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychatrie und Psychotherapie an der Universität Bochum zitiert. Sport, Coaching und Schönheits-Operationen – das sind wachsende Märkte. Offenbar entgleitet uns immer mehr die Möglichkeit, zufrieden zu sein – wir streben nach mehr. Was in einer leistungsorientierten Gesellschaft oft als Antrieb zur Weiterentwicklung gilt, droht sich langsam als Schraube zu überdrehen – es bedeutet mehr Stress, Leistungsdruck und schadet der Gesundheit mehr als es nützt. Bekanntermaßen ist punktueller Stress als Leistungsanforderung durchaus in Ordnung, wird das zum Dauerzustand kann es schnell ins Negative kippen.

Ein wesentlicher Grund dieser Entwicklung ist die Schnelllebigkeit der Zeit, vor allem die rasche Verfügbarkeit von Informationen über Rekorde und Höchstleistungen. Umgeben von all diesen Meldungen baut sich ein Druck auf und überträgt sich der Gedanke des „Ich muss besser werden“ auf den Beobachter.

Kann man aus diesem Hamsterrad aussteigen? Der Artikel empfiehlt 5 Ideen zum Ausstieg aus der Selbstoptimierungsfalls:

  1. Neue Perspektiven einnehmen und andere Blickwinkel zulassen
  2. Eine ausgewogene Mischung des Lebensgefühls – auch mal dorthin gehen, wo wir sein können, wie wir sind und nicht nur an der Leistung gemessen werden
  3. Selbsterkenntnis trainieren um zu erkennen, was einem fehlt und wie man sich das evtl. selbst geben kann
  4. Ein stimmiges Lebensgefühl anstreben, auch das Positive sehen
  5. Gesund leben

Und ich füge aus meiner Praxis noch den Tipp hinzu

  • Bewusstes Loslassen, d.h. Antriebe, Motive und Druck analysieren und sich bewusst fragen:
    • „muss“ ich diesem Druck jetzt nachkommen?
    • was passiert, wenn ich das jetzt nicht mache?

Sich selbst zu kennen, hilft schon enorm weiter, dann braucht man weniger die Bestätigung durch Geräte und Maschinen, auch wenn sie heute dazugehören. Und vielleicht geht es einem dann wie Tim Bendzko in seinem Lied „Beste Version“:

Hab mich in allen Varianten ausprobiert
Mich bis ins letzte Detail optimiert
Das ist schon die beste Version von mir

 

Quelle und Inspiration: Spiegel Nr. 2 / 2020 mit der Titelgeschichte „Mein bestes Ich“.

Etwas Neues ausprobieren…

Wir machen ganz oft immer dasselbe…wir kochen das gleiche Essen, wir ziehen die gleichen Sachen an, wir gehen die gleichen Wege, …

Machen Sie doch einmal etwas anders.

Was wäre, wenn Sie ein ganz neues Rezept, mit ganz neuen Zutaten, bei denen sie überhaupt erst recherchieren müssen, wo sie diese bekommen, kochen würden. Vielleicht entdecken Sie ja, dass Ihnen dieses neue schmeckt?

Oder nehmen Sie doch einmal einen anderen Weg…wohin Sie auch gerade gehen müssen…

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