Jahr: 2015 (Seite 1 von 3)

Eine kleine Geschichte vom Schutzengel

Eine kleine Geschichte vom Schutzengel

 

Die Sterne leuchteten bereits am Firmament, als der Himmlische seine Heerscharen um sich versammelte.

„Ich brauche einen von euch, der sogleich als Schutzengel auf die Erde hinabfliegt“, ließ er sich vernehmen.

„Warum?“, fragte ein kleiner Engel mitten in die himmlische Stille hinein.

„Weil dort ein Mensch lebt, der nicht immer so gut mit sich zurechtkommt“, lautete die Antwort.

„Warum?“, ließ sich der Kleine erneut vernehmen.

„Er denkt oftmals nicht genug über sein Handeln und dessen Folgen nach.“

„Warum?“, kam es wieder aus der Kehle des Kleinen.

„Jetzt höre endlich mit deinem ewigen „Warum“ auf!“, mahnten ihn die Oberengel, „und sei still, wenn der Himmlische uns etwas zu sagen hat!“

Der Kleine zuckte ob dieser mahnenden Worte zusammen und aus Furcht, selbst ausgewählt zu werden, versuchte er gerade, sich unter der Schar der anderen Engel zu verbergen, als der Himmlische ihn auch schon aus der Menge hervorrief:

„Du wirst dich auf die Erde hinab begeben und just auf diesen Menschen achtgeben, damit ihm kein Unglück widerfährt!“

Im Himmel war es so üblich, dass man auf die Anweisungen des Himmlischen keine Widerworte zu geben hatte – und so blieb dem Kleinen nichts anderes übrig, als sich besagtem Menschen zu nähern und auf ihn aufzupassen.

Es dauerte auch nicht lange, als der Mensch frühmorgens noch etwas verschlafen, in seinen Wagen stieg. Er war schon spät dran und um seinen Termin nicht zu versäumen, gab er mehr Gas, als erlaubt war. Die Bremsen quietschten, doch der Wagen kam im letzten Augenblick zum Stehen, so dass sich kein Unfall ereignete.

Hat ja gerade noch geklappt, dachte der kleine Engel bei sich selbst, obwohl er sich mit Autos und Bremssystemen nicht besonders gut auskannte. Er war mit seinem Eingreifen und somit auch mit sich völlig zufrieden.

Einige Zeit später verlockte das sonnige Wetter den Menschen, zusammen mit einigen guten Bekannten einen Ausflug ans Meer zu unternehmen. Dem kleinen Engel war es hier viel zu heiß, denn im Himmel herrschte stets eine luftige Kühle. Manchmal suchte er hinter dem Strandkorb nach ein wenig Schatten, ohne jedoch den Menschen dabei aus dem Blick zu verlieren. Die Freundinnen und Freunde hatten viel Spaß miteinander. Schließlich öffneten sie eine Flasche Sekt, um sich zu erfrischen.

„Kommt, jetzt gehen wir ins Wasser!“, rief der Mensch übermütig. Einige warnten; „Da hängt die rote Fahne, heute ist Badeverbot.“

Der Mensch aber lachte nur und schwamm weit hinaus. Doch die Unterströmung war so stark, dass sie den Menschen mitriss. Verzweifelt hob er die Arme. Am Strand versammelten sich schon ein paar Schaulustige.

Du liebe Zeit, ich kann nicht schwimmen, durchfuhr es den kleinen Engel. Mit seinem kräftigen Engelsatem bewegte er das Herz eines Mannes, sich mutig in die Fluten zu stürzen. Dem gelang es in aller letzter Minute, den Menschen zu packen und heil ans Ufer zu bringen.

„Na, das ist ja noch mal gut gegangen“, flüsterte der kleine Engel. „So anstrengend hatte ich mir die Aufgabe als Schutzengel wirklich nicht vorgestellt.“

Kaum waren ein paar Wochen vergangen, als er einen gellenden Schrei aus dem Wohnzimmer hörte. Der Mensch war auf eine Leiter gestiegen und hatte offenbar sein Gleichgewicht verloren.

Dem kleinen Engel gelang es gerade noch zu verhindern, dass der Kopf des Menschen auf eine Metallkante prallte, was sein sicheres Ende bedeutet hätte.

Der Arzt diagnostizierte mehrere Rippenbrücke und ein paar Prellungen.

Als Freundinnen, Freunde und Familienangehörige den Menschen am nächsten Tag im Krankenhaus besuchten, gab es viele Fragen: „Wie konnte so etwas nur passieren?“, „Warum hast du denn nicht besser aufgepasst?“,

„Hattest du keinen Schutzengel?“

„Daran glauben doch nur Kinder“, lachte der Mensch.

Der kleine Engel war durch diese Worte tief gekränkt. Offenbar hatte bisher niemand wahrgenommen, wie oft er den Menschen bereits vor Schlimmeren bewahrt hatte. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als im Krankenzimmer weiterhin seine Flügel behütend über ihm auszubreiten.

Wie kann ich ihn nur von unserer Wirklichkeit überzeugen?, dachte er bei sich. Doch mitten in der Nacht kam ihm plötzlich eine Idee.

Eigentlich gehört sich so etwas ja nicht für einen Engel, ging es ihm durch den Kopf. Aber der Himmlische war schließlich weit weg und so entschloss er sich, seinen Einfall sogleich in die Tat umzusetzen.

Schon bald hörte er, wie sich der Mensch unruhig im Bett umherwälzte, stöhnte und immer wieder schweißgebadet auffuhr.

Am kommenden Morgen lag er bleich in den Kissen.

„Was ist denn mit Ihnen passiert?“, fragte die Krankenschwester, als sie das Frühstück brachte. „Sie sehen ja völlig erschöpft aus.“

„Das bin ich auch“, antwortete der Mensch. „Ich habe die ganze Nacht von Unglücksfällen geträumt, die ich schon erlebt habe, und jeder endete in einer Katastrophe. Nach meinem Autounfall saß ich stundenlang blutüberströmt am Lenkrad, aber es kam keine Hilfe. Beim Baden im Meer standen Hunderte am Ufer und winkten mir fröhlich zu, als mich die Wellen immer weiter hinaustrugen, bis ich ertrank. Und als ich von der Leiter fiel, schlug ich mir den Kopf an einer metallenen Kante auf. Just in dem Augenblick bin ich aufgewacht.“

„Da werden Sie wohl stets einen Schutzengel gehabt haben“, meinte die Krankenschwester.

„Glauben Sie daran?“

„Ich bin fest davon überzeugt, dass es Mächte und Kräfte gibt, die uns vor Schlimmem bewahren.“ Erwiderte die junge Frau. „Das habe ich auch schon erlebt.“ Der Mensch sah sie erstaunt an.

„Aber trotzdem sollte man immer gut auf sich selbst aufpassen, damit man den Schutzengel nicht überstrapaziert“, schmunzelte sie.

„Da haben Sie wohl Recht.“ Der Mensch war ganz ernst geworden. „Aber jetzt freue ich mich erstmals auf das Frühstück.“

Der kleine Engel hatte während dieses Gesprächs hinter der Gardine gelauscht. Da hat mein Einfall ja doch etwas genutzt, lächelte er verschmitzt. Zur Entschädigung für die unruhige Nacht, die er dem Menschen beschert hatte, fächelte er ihm etwas kühle Luft zu, damit dieser sich erholen und nach dem Frühstück in Ruhe noch etwas schlafen konnte.

Wir Schutzengel sind auf Erden eben doch wichtig, auch wenn wir nicht immer wahrgenommen werden, dachte er. Und so schwor er sich in seinem letztlich doch sehr liebevollen Engelherzen, auf diesen Menschen auch in Zukunft achtzugeben. Und da er ja nun schon mal in Übung war, gelobte er, zugleich alle anderen zu behüten, wenn sie auf irgendeine Weise in Gefahr gerieten. Ganz sicher auch dich!

 

Bleib behütet

Möge es immer einen Engel geben,

der ein Auge der Liebe auf dich hat,

der dich aus den Gefahren

des Lebens errettet und dich vor

einem schlimmen Unglück bewahrt.

Möge es immer einen Engel geben,

der dir seine segnende Hand reicht

und dich behütet

vom Aufgang des Morgensterns

bis zum Ende der Nacht.

 

Quelle: Christine Spilling-Nöker, „Bleib behütet!“

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Wie viel Medienzeit braucht mein Kind?

Liebe Leserinnen und Leser,

die Weihnachtszeit…sie naht mit riesen Schritten…und damit auch die Wunschlisten unserer Kinder. Elektronische Medien sollen ja wieder hoch im Kurs stehen. In diesem Zusammenhang stellt sich mancher die Frage, wie viel Mediennutzung ist gut für mein Kind? Medien sind vielfältig, daher konzentriere ich mich im Folgenden auf ein besonders beliebtes Exemplar dieser Gattung – das Mobiltelefon.

Wissenschaftler von der Universität Bonn haben eine App entwickelt, um zu erforschen, wie häufig, wie lange und zu welchem Zweck User ihr Mobiltelefon zur Hand nehmen. Wer die entwickelte App herunterlädt, erlaubt dem Institut für Informatik der Universität Bonn diese Nutzungsdaten auszuwerten.

Es wurden die Daten von 60.000 Smartphone-Nutzern ausgewertet. Das Ergebnis: Zweieinhalb Stunden beschäftigten sie sich täglich mit dem Smartphone, Jugendliche sogar drei. Auch beim Abendessen mit dem Partner oder bei der Arbeit griffen die Probanden zum Handy, scrollten durch Nachrichten, checkten Mails. Unter den geöffneten Anwendungen seien besonders häufig Apps wie Facebook, WhatsApp und Pokerspiele genutzt worden. (Siehe näheres unter http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/digitaler-burnout-zu-viel-smartphone-macht-ungluecklich-a-1056361.html).

  • Was denken Sie über diese Information?
  • Finden Sie sich darin wieder?

Besonders zum Nachdenken bringt mich die Erkenntnis vom Leiter der Ambulanz der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bochum Bert te Wildt. Er geht davon aus, dass beim Scrollen über den Handyscreen die gleichen Stoffwechselvorgänge im Gehirn aktiviert werden wie bei Drogensüchtigen. Die ständige Kommunikation mit Freunden oder Arbeitskollegen über soziale Medien wie Facebook scheine dabei das größte Suchtpotenzial auszumachen. „Denn dort erhalten wir Aufmerksamkeit und Anerkennung“, so te Wildt.

  • Wie viel an Medienzeit ist für unsere Kinder (noch) gut?

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat in einem Interview die provokante, aber durchaus berechtigte Frage gestellt „hat das Mobiltelefon unser soziales Leben bereichert, oder war es bisher nur ein Versuch, der Einsamkeit zu entgehen?“ (siehe „Das handysüchtige Kind“ in derstandard.at). Einerseits prägt uns der Hunger nach sozialem Kontakt, aber warum vermeiden wir andererseits den nahen Kontakt zu unserem Partner und Kindern, denn das tun wir, wenn wir uns mit dem Mobiltelefon beschäftigen, anstatt uns mit dem Menschen, der am Tisch gegenüber sitzt, zu unterhalten.

In meinem Bekanntenkreis habe ich beobachtet, dass es kaum ein Treffen gibt, in dem nicht einer an seinem Handy etwas „nachsieht“. Wir treffen einander, um gemeinsame Zeit zu verbringen und die erste Tat ist, dank des Handys gleich wieder woanders, in virtuellen Welten, zu sein, als hier…was mir der Blick aufs Handy unseres Gastes verriet…

  • Wie oft sehen Sie während eines Tages auf Ihr Handy?

Der Psychiater Paulus Hochgatterer vertritt die Ansicht, dass es ganz normal ist, wenn Jugendliche mit dem Handy am Morgen aufstehen und abends zu Bett gehen. Facebook macht nicht die Kinder krank, sondern die Eltern, weil sie mit dem Erfahrungstempo der Kinder nicht umgehen können. Hochgatterer bewertet es auch als normal, wenn Dreijährige auf dem iPad ein elektronisches Bilderbuch „wischen“. Diese Dinge, so Hochgatterer, seinen normale Adaptionsprozesse (Hochgatterer: „Facebook macht nicht die Kinder krank, sondern die Eltern“, in derstandard.at).

Ich folge Jesper Juul mit seiner Einschätzung, dass die Situation mit Handy und Tablet so neu ist, dass es uns in der Familie noch nicht gelungen ist, diesbezüglich „Kultur“ zu entwickeln. Es braucht wohl die Erwachsenen, die durch ihr eigenes Verhalten den Ton angeben und damit als Rollenmodell Vorbildwirkung haben…

Vielleicht wollen Sie zu Hause Medienzeit für die Handynutzung für alle einführen? In dieser Zeit ist es okay, sich am und mit dem Handy zu beschäftigen, Mails zu checken, im Internet zu surfen, etc.

Am Wochenende, in den Ferien und jedenfalls zu den Mahlzeiten sind Handy, Tablet udgl. – vielleicht sogar an einem gemeinsamen Ort im Haushalt – „geparkt“ und im besten Fall sogar ausgeschaltet. Es ist Familienzeit – Zeit für das Miteinander!

Es liegt an Ihnen, wie Sie die Medienkultur in Ihrer Familie leben wollen. Vielleicht bedarf es mehrerer Anläufe, Veränderungen und Anpassungen bis Sie Ihren Weg gefunden haben. Edison brauchte nahezu 2000 Versuche bis er die Glühbirne erfunden hatte. Insofern schließe ich diesen Newsletter mit einem Zitat von Thomas Alva Edison (1847-1931):

„Ich bin nicht entmutigt, denn jeder erkannte Irrtum ist ein weiterer Schritt nach vorn.“

Mit erkenntnisreichen Grüßen

Natascha Freund

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Aber bitte SCHNELL!

Liebe Leserinnen und Leser,

bei der Durchsicht der bisherigen Newsletter-Themen ist mir aufgefallen, dass das Thema „Zeit“ sehr häufig in der einen oder anderen Form vorkommt. Tatsächlich höre ich sehr oft, dass Zeit oder vielmehr die nicht vorhandene Zeit ein Thema ist. Besonders hellhörig werde ich, wenn jemand meint, in einem Hamsterrad zu stecken – nicht zuletzt, weil ich selbst Erfahrung damit gemacht habe und weiß, was passieren kann, wenn man weder den normalen, noch den Notausstieg findet.

Sehr oft denke ich das Buch „Momo“ von Michael Ende. In dieser Geschichte versuchen „graue Herren“, Menschen dazu zu bringen, Zeit zu sparen. Dadurch, dass die Leute sich so sehr darauf konzentrieren, Zeit zu sparen, vergessen sie im Hier und Jetzt zu leben. Sie werden mürrisch und traurig. Dabei übersehen sie, dass sie bei ihren Sparmaßnahmen um ihre Zeit betrogen werden.

Das Buch „Momo“ ist übrigens 1973 erschienen! Was haben wir daraus gelernt? Haben wir überhaupt etwas daraus gelernt? Abgesehen davon, dass Kurse angeboten werden, wie man schneller lesen lernt, weil das Zeit spart…

Fällt Ihnen auch auf, welche Verben wir mit dem Wort Zeit kombinieren: man kann Zeit sparen, gewinnen, vertrödeln, vergeuden, vertreiben, verstreichen lassen, nehmen, ausfüllen usw. Und aus dem Schach kennen wir den Begriff „Zeitnot“.

Ich lade Sie auf zwei Experimente ein:

1. Achten Sie für einen Tag darauf, wie oft Sie an einem Tag das Wort „schnell“, „sofort“, „kurzfristig“, „asap“ oder ähnliche Synonyme in ihrem täglichen Tagesablauf (Arbeit, Nachrichten, Werbung, …) finden.

2. Achten Sie darauf, wie oft Sie Sätze wie „das mache ich noch schnell“ oder ähnliches zu sich sagen.

Die Schnelllebigkeit hat jedoch nicht nur Auswirkungen in der Arbeit. Es wird Flexibilität, Erreichbarkeit, und ständige Reaktionsbereitschaft verlangt – wie können vor diesem Hintergrund dauerhafte soziale Beziehungen entstehen?

Nehmen Sie sich Zeit für die Entwicklung und Pflege Ihrer Partnerschaft oder einer Freundschaft?

Wie können seelische Dinge – Trauer, Verletzungen, Konflikte – verarbeitet werden? Schnell bitte! Als ob wir einer Reparaturwerkstatt wären.

Wenn Sie etwas reparieren (so dies heute überhaupt noch erfolgt), nehmen Sie sich Zeit, es „ordentlich“ zu machen oder reicht eine provisorische Reparatur?

Informieren Sie sich noch ausgiebig über Dinge oder gehen Sie oft uninformiert oder sogar gehetzt an die Dinge heran? Wenn Sie eine Reise an einen unbekannten Ort machen, lesen Sie sich mit einem Buch ein oder buchen Sie Ihr Hotel nach Empfehlungen im Internet und nehmen den Hop On / Hop Off Bus, um effizient alle Sehenswürdigkeiten unterzubringen?

In einem netten Café in meinem letzten Urlaub hat die Inhaberin eine Notiz auf jeden Tisch gelegt, weil sich Gäste oftmals über die langsame Bedienung beschwert haben. Sie beschrieb darin, dass es ihr ein Anliegen ist, sich den Gästen persönlich zu widmen. Ihre kurze Nachricht hat sie mir folgendem Satz geschlossen:

„Wir haben keine Uhr – sondern nur Zeit für Sie“

Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen (eine schöne) Zeit,

Natascha Freund

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Über die Geschwindigkeit …

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie erinnern sich – ich bin schon mal eingesprungen vor ein paar Monaten für meine Frau als Gastautor für den Copala-Newsletter. Heute tue ich es wieder, aber keine Sorge, es geht ihr gut. Nicht jeder Prozess der Genesung geht ganz schnell, sondern braucht Zeit. Daher hat sie sich dieses Monat eine Pause verdient, und dazu passend habe ich etwas geschrieben. Viel Freude damit.

Wenn Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis umsehen, finden Sie dann nicht besonders viele Menschen, die ein gewisses Streben nach Zielen verfolgen? Haben nicht die meisten einen „Plan“, was sie als nächstes angehen? Befinden sich nicht die meisten der Menschen immer „auf dem Weg“?

Und was für Instrumente werden dabei eingesetzt: Mit Hilfe von technischen Geräten versuchen wir unseren Alltag hinsichtlich von Terminen und Kontakten zu optimieren. Mit Geld streben wir Konsum an. Mit Persönlichkeitstraining versuchen wir im beruflichen Umfeld weiterzukommen und mit Sportgeräten trainieren wir unseren Körper, um fitter und „besser“ zu erscheinen.

Aber wer kümmert sich eigentlich um unseren Kopf und um unsere Seele? Kommen die dann noch mit?

Wenn wir nur in die Generation unserer Eltern zurück denken und uns zum Beispiel in die 1960er-Jahre versetzen, wer hätte sich den Menschen von heute mit Handy, Laptop, Pulsuhr, Fitnessgeräten und vielem anderem mehr vorstellen können? Bedeutet das auch, dass wir dank des Fortschritts heute glücklicher und zufriedener sind oder sind wir nicht auch gestresster? Es herrscht wohl oft die Meinung vor, dass die Erreichung von Zielen glücklich macht, sei es materieller Reichtum oder beruflicher Erfolg. Psychologische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass in einer Gesellschaft, in der der Wohlstand immer stärker um sich greift und die materielle Not gelindert ist, viel mehr andere Merkmale eine wesentliche Rolle spielen.

Die Zufriedenheit und das Glück, nach dem so viele suchen, finden die meisten heute in tiefen, die Persönlichkeit prägenden, bedeutenden Erlebnissen und Erfahrungen. Wer diese Erlebnisse erfährt und neue Erfahrungen macht, der „wächst“ im psychologischen Sinne ein Stück, erweitert seine Fähigkeiten, sein Denken, seinen Horizont.

Das tut oft auch im Alltag gut, um den gewohnten Trott zu verlassen.

Dazu habe ich im Fundus meiner Frau gesucht und wir möchten Ihnen auch eine Übung an die Hand geben:

Nehmen sie ein Blatt Papier und einen Stift und schreiben am gleichen Tag jeder Woche (z.B. Sonntags Abend) die drei Erlebnisse der vergangenen Woche auf, die Ihnen am meisten innerliche Befriedigung, Wohlempfinden, innere Ruhe oder Entwicklung gegeben haben. Das kann ein gutes Gespräch mit einem Freund / einer Freundin gewesen sein, ein Spieleabend mit der Familie, ein Spaziergang im Sonnenuntergang das Lesen eines Buches auf einer Parkbank oder auch Dinge wie eine Ballonfahrt, eine Weinverkostung oder ein Kinobesuch. Dies setzen Sie über den ganzen Monat fort und haben am Ende 4 oder 5 Blätter mit jeweils 3 schönen Erlebnissen oder Ereignissen. Daraus erstellen Sie Ihre Monats-Hitliste, die Top 3 des Monats. Zu diesen 3 Erlebnissen schreiben Sie auf, was sie Ihnen bedeuten und warum etwas Prägendes daraus entstanden ist, was und warum Ihre Persönlichkeit berührt und entwickelt hat.

Diese „Hitparade“ hängen oder legen Sie an einen Platz, auf den Sie gut zugreifen können, im Büro an der Pinnwand, in eine Schublade, gefaltet ins Geldbörserl….. Und immer wenn Sie an das „Höher, Schneller, Weiter“ denken und sich nach Entwicklung für Seele und Kopf sehnen, dann holen Sie den Zettel hervor und erinnern sich daran. Natürlich können Sie diese Übung in anderen Monaten wiederholen und somit Anker dafür setzen, dass Sie als Person und Persönlichkeit Freude empfinden können, auch an kleinen aber eben sehr persönlichen, Sie betreffenden Dingen.

Wenn Sie also in Zukunft daran denken, wie Sie Glück oder Erfolg oder Zufriedenheit empfinden könnten, dann verlassen Sie doch vielleicht einmal die gewohnten Bahnen, legen Ihr Handy beiseite,, suchen sich einen Ort in der Natur oder einen Menschen, der Ihnen etwas bedeutet (bzw. eine Gruppe) und gehen auf eine „Erlebnis-Tour“. Dies kann allein oder zu zweit oder in einer Gruppe erfolgen. Wichtig ist, dass Sie nach dem Erlebnis, sei es ein Fallschirmsprung, eine Kirchturmbesteigung, eine Wildwasserfahrt, eine Fahrradtour, ein Café-Besuch, ein kulturelles Ereignis oder was auch immer, mit neuen Perspektiven und Sichtweisen gestärkt in den Alltag zurückkehren und das Gefühl haben, etwas für sich getan zu haben. Sie können sich selbst bereichern, und zwar ohne Ziel, Kontrolle und Erfolgsmessung, indem sie einfach nur etwas tun, das Sie innerlich bereichert und erfüllt.

Meine Frau hat sich angewöhnt, den Newsletter immer mit einem Zitat zu schließen und so soll es auch heute sein. Wieder habe ich mich in ihrem Fundus bedient:

„Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.“ (Leo Tolstoi)

Das Schreiben dieses Newsletters kommt jedenfalls auf die Top-3-Liste meiner Woche.

Mit zufriedenen Grüßen

Dr. Ernst-Olav Ruhle

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Das perfekte Herz

Liebe Leserinnen und Leser,

im August-Newsletter möchte ich Ihnen eine Herz-Geschichte ans Herz legen, weil mir dies eine Herzensangelegenheit ist…

Mit herzlichen Grüßen,

Natascha Freund

 

Das perfekte Herz

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.

Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: „Nun, Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines.“ Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken … genau gesagt… an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten.

Die Leute starrten ihn an: wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?

Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: „Du musst scherzen“, sagte er, „Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und Deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“

„Ja“, sagte der alte Mann, „Deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit Dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.

Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde … und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst Du jetzt, was wahre Schönheit ist?“

Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus.

Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz.

Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde in des jungen Mannes Herzen.

Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen.

Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.

Narben auf dem Körper bedeuten, dass man gelebt hat …

Narben auf der Seele bedeuten, dass man geliebt hat …

Verfasser unbekannt

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