Jahr: 2015 (Seite 3 von 3)

Über die Freundschaft …

Du bist nicht hart im Nehmen,
du bist beruhigend weich,
dich nicht zu mögen ist nicht leicht,
du bist kein Einzelkämpfer,
du bist so herrlich schwach,
vertrau‘ mir und benutz mich
wozu sind denn schließlich Freunde da?
Wozu sind Freunde da?
(„Freunde“, PUR)

Liebe Leserinnen und Leser,

unlängst habe ich in der Zeitschrift „Der Spiegel“ (Ausgabe 1/2015) einen Artikel gelesen, der Freundschaft als einen dritten Weg bezeichnet, nachdem sich die traditionelle Familie als brüchiges Modell erwiesen hat. Mehr als 50% der geschlossenen Ehen werden heutzutage geschieden. Familienkonstellationen im klassischen Sinn – Vater, Mutter, Kind – erweisen sich als wenig stabil.

Gibt es allgemeingültige Vorgaben, wie Freundschaft zu funktionieren hat? Solche gibt es jedenfalls zu Ehe und Familie; auch gibt es hierzu öffentlich geäußerte Werte. Was hingegen Freundschaft bedeutet und wie diese gelebt wird, bestimmen alleine die Beteiligten und Freundschaften können die unterschiedlichsten Formen aufweisen.

Bei dem Gedanken an Freundschaft, an einen lieb gewonnen Freund oder Freundin, erhellen sich zumeist die Gesichter der Befragten. Mit Freundschaft verbinden wir die Erinnerung an gemeinsam gefeierte Partys, gemeinsam durchgestandene Krisen, Hilfestellung in traurigen Momenten oder jemanden, der / die da ist, wenn man es braucht. Freundschaften entstehen in der Regel im Kontext eines gemeinsamen Erlebens einer Situation oder über einen längeren Zeitraum (zB Schulzeit), in räumlicher Nähe und fußen – zumindest teilweise – auf gemeinsamen Werten.

Die Erwartungen an Freundschaft sind oft aber so hoch, dass sie auf Dauer nur schwer erfüllt werden können. Im Endeffekt ist es im Vergleich zu Familie oder Ehe nicht einfacher und auch nicht belastungsärmer. Baut Freundschaft nicht auf sehr viel Toleranz auf? Ich darf sein, wie ich bin, darf meine Meinung sagen…aber der/die andere auch… Verkraften wir das auch immer oder treten wir den Rückzug an, wenn das Gegenüber nicht so reagiert, wie wir uns das vorstellen? Wie bereit sind Sie, sich voll und ganz auf das Gegenüber einzustellen? Kann man Konflikte in einer Freundschaft ausschließen? Fällt es leichter jemandem die „Freundschaft“ zu kündigen, als sich von Familie oder Liebespartner zu trennen?

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. In meiner Kindheit gab es noch sog. Brieffreundschaften. Warten wir heute noch auf einen Brief? Es gibt E-Mail, SMS oder WhatsApp….der Austausch erfolgt in kurzen Worten; mehr Zeit ist nicht vorhanden. Eigentlich ist man oft gedanklich gar nicht dort, wo man sich körperlich aufhält. Was bedeutet das für unser Zusammenleben und was bedeutet es für die Nachhaltigkeit menschlicher Beziehungen?

Der Psychotherapeut Wolfgang Krüger geht davon aus, dass es im Leben drei echte Freundschaften gibt. Haben Sie auch diese Erfahrung gemacht?

Um Freundschaften lebendig zu halten und sie zu „beleben“, darf jeder Beteiligte einen Beitrag leisten. Ebenso wie Liebe nicht selbstverständlich ist, ist auch Freundschaft nicht selbstverständlich. Bei Paaren erlebe ich in der Beratung sehr oft, dass sie nicht bereit sind, sich auf den/die andere(n) einzustellen, die Eigenheiten zu akzeptieren und das zu geben, was der/die andere gerade braucht, auch wenn man selbst etwas ganz anderes benötigt. Warum sollen Menschen dann dazu bereit sein, dies in einer Freundschaft zu leben?

So wie in Beziehungen so wird auch der Widerspruch einer Freundschaft erst sichtbar, wenn es „kritisch“ wird. Es gibt Studien darüber, dass Freundschaften dann auseinandergehen, wenn es einem Teil dauerhaft und ohne Hoffnung auf Besserung schlecht geht, wie z.B. bei der Diagnose einer unheilbaren Krankheit.

Freunde sind aber auch Lebenszeugen. Mit einer zunehmend loser gewordenen Freundschaft verblasst auch die Erinnerung an Geschichten aus dem eigenen Leben.

Zu einer Freundschaft gehören mindestens zwei. Es ist wohl ein ständiges Geben und Nehmen. Ich habe auch festgestellt, dass Freunde gute „Spiegel“ unserer selbst sind. Sollten dies nicht die Menschen sein, die ohne Angst vor Konsequenzen sagen dürfen, was sie wirklich denken? Das kann uns helfen, wenn wir mal wirklich nicht mehr weiterwissen und einfach eine ehrliche Meinung brauchen. Entfremdung ist heute ein Problem in vielen menschlichen Beziehungen, gut gepflegte Freundschaften brauchen Einsatz, sind nicht immer ohne Friktionen, aber sie bleiben nah.

In diesem Sinne schließe ich diesen Newsletterbeitrag mit einem weiteren Zitat von PUR

Wir kosten uns Nerven,
tauschen Ideen und manchmal aus das letzte Hemd,
philosophieren und saufen und werden uns nie mehr fremd
(„Freunde“, PUR)

Herzliche Grüße, Natascha Freund

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Von den guten Vorsätzen …

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dem Jahreswechsel einher gehen oftmals auch gute Vorsätze. Das neue Jahr ist noch jung und vielleicht halten Sie noch gut Ihre neuen Vorsätze ein? Wie war das denn letztes Jahr – haben Sie alle Ihre Vorsätze über das Jahr hindurch durchhalten und erfolgreich umsetzen können?

Wenn ja – herzliche Gratulation!

Wenn nein – willkommen im Club!

Manchmal klappt es tatsächlich. Oft habe ich schon von Leuten gehört, die von heute auf morgen beschlossen haben, mit dem Rauchen aufzuhören und damit erfolgreich waren. Oft ist aber die Kluft zwischen den guten Absichten und deren Umsetzung ganz schön groß. Der Grund dafür liegt zumeist darin, dass bei der Idee eine Verhaltensweise oder eine Denkstruktur ändern zu wollen, es sich zumeist um die Veränderung von Gewohnheiten handelt. Gewohnheiten sind gut einstudierte Abläufe. Denken Sie an einen „Trampelpfad“, über den immer und immer wieder gelaufen wird. Ungefähr so sieht es in Ihrem Gehirn aus. Sie machen etwas immer und immer wieder (beispielsweise Kaffeetrinken und Kuchen essen um 15 Uhr), dadurch hat sich eine Gewohnheit nicht nur tatsächlich, sondern auch im Gehirn installiert. Durch ständige Benutzung des Trampelpfades oder Ausübung der Gewohnheit ist diese gut „gepflegt“. Übrigens wussten Sie, dass über 45 Prozent unserer täglichen Handlungen nicht auf bewusstem Nachdenken beruhen, sondern es sich hierbei vielmehr um Gewohnheiten handelt?

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse aus der Gehirnforschung ist es vielleicht leichter nachvollziehbar, dass eine Veränderung ein Prozess ist, der oftmals nicht von heute auf morgen umsetzbar ist. Oft erwarten wir, dass allein durch den Beschluss einer Änderung, sich dann auch gleich das gewünschte Ergebnis einstellt. Das ist aber gerade nicht der Fall, dh wir wollen mit unseren guten Neujahrsvorsätzen den gut gepflegten Trampelpfad verlassen, das ist aber oftmals viel schwieriger als gedacht. Die meisten von uns sind Gewohnheitsmenschen und so tickt auch unser Hirn. Alte Gewohnheiten aufgeben bedeutet Anstrengung, weil ein neuer Trampelpfad (in Form einer neuen Gewohnheit, also der neuen gewünschten Verhaltensweise) erst entstehen muss. Das gelingt am besten durch stetige Wiederholung. Dabei ist es aber nicht erforderlich, eine Veränderung in seiner Gesamtheit durchzuführen, vielmehr sind es die kleinen Schritte, die langfristig zum Erfolg führen.

Nachdem Sie nun einiges über „Hürden“ gelesen haben, möchte ich Ihnen nun aber auch aufzeigen, wie es gehen kann:

Die wichtigste Frage für eine Verhaltensänderung ist nicht, wie viel Willenskraft brauche ich, um etwas zu verändern, entscheidend sind vielmehr zwei Punkte:

1. Wer werde ich sein, wenn die gewünschte Veränderung umgesetzt habe?

In der Beratung habe ich festgestellt, dass viele Menschen ganz genau wissen, was sie nicht wollen, aber nicht wissen, was sie wollen. Das ist aber entscheidend. Bei einem Veränderungsprozess ist es wichtig zu wissen: wo will ich hin. Was möchte ich erreichen? Worin drückt sich die Veränderung aus? Woran stelle ich die Zielerreichung fest?

2. Was bringt die Zielerreichung mit sich?

Fragen Sie sich, ob Sie tatsächlich bereit sind, die Veränderung um jeden Preis umzusetzen. Anders gefragt – gibt es unangenehme Nebenwirkungen, die mit meinem Ziel in Verbindung stehen? Wenn ja, ist es die Veränderung tatsächlich wert?

Darüber hinaus bringt es nichts, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen und zu glauben, alles sofort erreichen zu müssen. Stephen Guise hat ein Konzept der kleinen Schritte entwickelt, sogenannte „mini habits“ (www.minihabits.com). Er ist davon überzeugt, dass es besser ist, jeden Tag ein wenig zu tun, als an einem Tag ganz viel. Einige Beispiele hierzu:

  • Sie wollen abnehmen: Dann müssen Sie nicht gleich alles geliebten Speisen vom Speiseplan streichen; beginnen Sie zunächst einmal den Nachmittagskuchen wegzulassen.
  • Sie wollen mehr Sport betreiben: Starten Sie Ihr neues Vorhaben nicht sofort mit täglich einer Stunde, sondern beginnen langsam, vielleicht am Anfang mit täglich 20 Minuten.
  • Sie wollen mehr Zeit mit dem Partner verbringen: … Haben Sie schon eine Ahnung wie es gehen könnte?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung der gewonnen Erkenntnisse und möchte Ihnen folgendes Zitat von Laozi mit auf den Weg geben

Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Herzliche Grüße, Natascha Freund

Quelle: Psychologie heute Oktober 2014

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